Samstag, 13. Januar 2018

Ferdinand und Klara




Ferdinand

"Hhhhaaaalllloooo"

Immer, wenn ich jemanden sah, begrüßte ich ihn so. Doch ehe ich überhaupt eine Antwort bekam war er schon weg. Warum ? Warum ging alles so schnell ? Alles um mich herum bewegt sich so schnell. Einmal, da kamen ganz viele an mir vorbei. Noch ehe ich zum Gruß ansetzte, waren sie schon nicht mehr zu sehen.
Mein Lieblingsplatz ist ein Blatt. Das ist wenigstens immer da. Es wartet auf mich. Auch die Blumen sind immer noch am selben Platz.
Ich gehe es ruhig an, esse wenn ich hunger habe und schlafe, wenn ich müde bin.


Einmal habe ich jemanden gesehen, der lag da, als ich ihn begrüßte: "Hhhhaaaalllloooo, iiicchh binn Feeerdinaaand...". Ich konnte nun endlich mit jemanden reden, der mir zuhörte, bekam aber keine Antwort.

Doch nun war er nicht mehr da. Es wimmelte ganz schnell in ihm. Kleine helle Striche haben ihn aufgegessen.

So suchte ich nach einem neuen Freund.

Ich kroch dahin - langsam. In meiner Familie nannten sie mich immer den "Langsamen". 
Eines Tages ging meine Familie einfach weg, sie wollten nicht mehr auf mich warten. Seitdem bin ich allein.

Auf einer hohen Mauer schaute ich mich um. Es war
Lärm zu hören. Wieder ging alles viel zu schnell. Ich konnte gar nicht sehen was da los war.

Doch dann sah ich - große Augen. Sie blickten mich an. Ein großer Mund sagte etwas sehr deutlich: "Hhhhaaalllloooo, ich bin Klaaaraaa". Ich hatte meinen Freund gefunden. 



Klara

Ich sah eine kleine Schnecke. Ich hatte den Eindruck sie reagierte auf meinen Gruß.

Sie schaute direkt in meiner Richtung.
Die Mauer war gerade groß genug für mich. Gerade so, daß ich im Sitzen mit meinem  Rollstuhl die kleine Schnecke direkt ansehen konnte.
Ich streckte meine Hand aus und wartete. Das konnte ich gut - warten. Meistens wußten viele nicht, warum ich eigentlich wartete. Es waren die Antworten, wenn ich etwas fragte. Nur wußte keiner, was ich für Fragen stellte. Doch viel zu schnell waren sie schon wieder weg ...

Nur diese kleine Schnecke nicht. Sie sah aus, als wenn sie mich verstand. sie kroch auf meine Hand.




Klara durfte ihren neuen Freund behalten und dieser hat nun ein eigenes Terrarium.
Sie fing an zu reden - zwar sehr langsam, aber sie redete !
Ihre Eltern waren sehr erstaunt. Eine Schnecke hat mehr erreicht, als eine jahrelange logopädische Therapie. 

Immer, wenn Klara mit der kleinen Schnecke redet, haben alle den Eindruck, als recke sie ihren langen Hals, schaut sie direkt an und hört ihr ganz genau zu.


Und dann hat Klara da noch eine neue Regung:


Sie lächelt !

1 Kommentar:

  1. Die Geschichte ist sehr schön, und ich finde, das sie einem zu Herzen geht.
    Um etwas Feedback zu geben: Ich weiß nicht, wie du deine Geschichte haben willst, aber ich hätte es schön gefunden wenn der Text etwas länger und ausführlicher gewesen wäre. Dann hätte man sich noch ein bisschen mehr reinleben können. Auch ein paar Beschreibungen hätten den Text etwas lebendiger gemacht. Aber ich finde trotzdem das du das Gefühl der Einsamkeit, beim langsam sein, gut geschrieben hast.
    Ich würde mich freuen wenn du noch mehr solche Texte schreibst!
    LG Kalea

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